Größter Wendepunkt meines Lebens
Meine Mutter hat meinen Vater verlassen, als ich knapp 3 Jahre alt war. Ich habe meinen Vater mit 21 Jahren kennen lernen dürfen. Ich wusste nicht, dass er gleich in der Nähe wohnt, dass ich Halbgeschwister habe uvm. Seit diesem Erlebnis ist es für mich in Stein gemeißelt: Ich werde alles erdenkliche unternehmen, dass ich immer für meine Familie da bin. Meine zukünftigen Kinder dürfen sowas nicht erleben. Sie müssen in einem liebevollen und respektvollen familiären Umfeld aufwachsen. Aus diesem Grund habe ich:
- Ich habe vor über 10 Jahren damit begonnen meine Selbstständigkeit zu planen, ein Unternehmen aufzubauen, Mitarbeitende einzustellen, welche meine Aufgaben übernehmen, um anschließend so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie verbringen zu können. Das hat hervorragend geklappt – die ersten 4 Jahre war ich beinahe Rund-um-die-Uhr bei der Familie -> das hat zu anderen Problemen geführt am Bauernhof und bei KULTEC, aber die eigene Familie geht vor.
- Meine ehem. Lebenspartnerin und ich waren 9 Jahre zusammen, bevor wir uns für unser erstes Kind entschieden haben. Diese Vorgangsweise würde ich wieder so machen, denn spätestens nach 7 Jahren ist keine Spur von Oxytocin mehr vorhanden. Die Verliebtheit muss durch Liebe ersetzt werden, von einer innigen Partnerschaft, die auf liebevollen und respektvollen Umgang beruht – man muss sich vertrauen können. Weil unsere Partnerschaft nach 9 Jahren sogar auf einem Höhepunkt war, konnten wir uns mit ruhigem Gewissen für Kinder entscheiden.
Für mich ist der Entschluss ein Kind zu bekommen etwas heiliges. Eine Ehe kann geschieden werden, mit einem Kind ist man lebenslang verbunden. Wenn man sich also dazu entschließt ein Kind zu bekommen, dann trägt man auch die Verantwortung immer für die Familie da zu sein – durch gute wie schlechte Zeiten zu gehen.
Seit April 2024 bin ich leider nicht mehr im Haushalt und darf die Kinder nur wenig sehen. Es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Seither weine ich mich jeden Abend in den Schlaf. Aktuell hält mich nur die Relativierung über Wasser: Ich sitze in keinem Rollstuhl, meine Kinder haben keinen Krebs, wir leben in keinem Kriegsgebiet. 6 Jahre lang habe ich mich durchgehend zu Hause auf meine kleinen Sinnstifter gefreut und jetzt geht das nicht mehr. Ich fiel in ein tiefes Loch. Kognitiv ist mir bewusst, dass ich meine Zufriedenheit und mein temporäres Glücksempfinden nicht von anderen abhängig machen soll, aber für mein Herz fühlt es sich an, als hätte ich meine Kinder verloren.
Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Ich suche den Fehler bei mir. Was habe ich falsch gemacht? Was muss ich anders machen? Ich habe lange reflektiert und mich integren Menschen und Beratern anvertraut. Ergebnis: Ich kann nicht mehr machen, als weiterhin verlässlich für die Familie da zu sein und mich liebevoll und respektvoll zu verhalten.
Bist du einmal in einer ähnlichen Situation, hier Tipps:
- Deine Kinder haben Vorrang. In allem was du tust, frage dich: „Ist das zum Wohl der Kinder?“.
- Nimm dir sofort eine Auszeit. Speziell zu Beginn bist du arbeitsunfähig, nicht fahrtauglich.
- Such dir sofortige Unterstützung durch Freunde, Verwandte. Achte auf respektvolle Aussagen. Gehe generell sehr diskret mit privaten Informationen um.
- Suche dir eine Wohngelegenheit in unmittelbarer Nähe der Kinder.
- Hole dir professionelle Unterstützung. Leider kann es Wochen oder Monate dauern, bis du einen Termin bei einem Experten bekommst, aber ein Termin bei einem Berater sollte in der Regel sofort möglich sein.
- Hinterfrage alles, was dir ein Berater sagt, oder was ein Berater für dich macht. Ich habe z. B. falsche Informationen bekommen.
- Beschäftige dich mit Trennungsthemen (Bücher, Hörbücher, Videos, etc.), das hat Fehler in der Beratung aufgedeckt.
- Führe ein Tagebuch. Bewerte deine Gefühlslage von 1 – 10, um Fortschritte zu sehen. Das hilft wieder in ein positives Lebensgefühl zu finden.
- Akzeptanz ist ein wichtiger Schlüssel zur Befreiung. Versuche die Trennung zu akzeptieren, um wieder frei zu werden. Dieser Prozess kann überraschend schnell gehen (1 Tag), aber in der Regel dauert es viele Wochen. Erst danach kannst du kognitiv wieder wichtige Entscheidungen treffen.
- Egal wie du behandelt wirst, bleibe immer und zu jederzeit respektvoll und ggfs. auch liebevoll.
- Nutze die Chance dein Leben neu auszurichten. Was ist dir wirklich wichtig? Welche Werte sind dir wirklich wichtig? Lerne dich selbst besser kennen. Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Nur wenn es dir gut geht, geht es auch den Kindern gut. Niemand kann dich glücklich machen, nur du selbst – erweitere deine Selbstliebe.
- Versuche etwas positives der Situation abzugewinnen. Vl. triffst du zukünftig auf einen liebevollen und respektvollen Lebenspartner.